Review: Musée Maritime de Rouen

5 stars
Liebevoll gestaltetes Museum zur Hafengeschichte Rouens  de

Ein bisschen abgelegen, in einem verlassenen Teil des Hafens von Rouen liegt im Schuppen 13 das Musée maritime fluvial et portuaire de Rouen. Der Eingang liegt am westlichen Ende des Schuppens und ist durch ein Schiebetor mit der Aufschrift Escape Game gesichert. Falls zu den Öffnungszeiten das Tor nicht offen stehen sollte genügt ein leichtes Rütteln am Tor um die Aufmerksamkeit der Personen im Inneren auf sich zu ziehen.


Eingang zum Musée Maritime de Rouen (Eigenes Werk. Lizenz: CC-BY-SA.)

Nachdem die Einlassmodalitäten geklärt sind kann der Rundgang beginnen. Dieser startet mit allerlei Devotionalien aus der Schifffahrt. Von kleinen Sulzer-Motoren über Tauwerk mit allerlei Knoten aus der Seefahrt bis hin zu Kardinalzeichen samt Erklärung reicht die Spanne auf den ersten Metern. Allein dafür ist der Eintritt von fünf Euro schon gerechtfertigt. Aber es geht noch weiter.

In einem Modell der Seine von der Ärmelkanalmündung bis zum Hafen von Rouen wird die Ansteuerung bei Le Havre und die Revierfahrt durch die Mäander bis Rouen sehr detailliert dargestellt. Es werden die Leuchtfeuer, die Fahrwassertonnen und der Tiefgang plastisch dargestellt. Von einem der Leuchtfeuer steht die Fresnel-Linse im Museum und mit mehreren Schaubildern wird die Funktion dieser Stufenlinse dargestellt. Vor der Elektrifizierung wurden für die Zeichen manuelle Antriebe verwendet oder durch Gewichte wurde die Schwerkraft genutzt. Modelle von diesen antiken Geräten stehen ebenfalls im Museum.

Der maritime Modellbau kommt auch nicht zu kurz. Das mag daran liegen, das ein Modellbauverein in einem Bereich des Schuppens seine Werkstatt hat. Von Kriegsschiffen über Handelsschiffe verschiedener Epochen bis hin zu Sonderbauten wie den Modellen der Brücke Pont Flaubert zu verschiedenen Zeiten reicht dabei das ausgestellte Spektrum. Diese Modelle sind im ganzen Museum verteilt und veranschaulichen den jeweiligen Ausstellungsbereich.


Walskelett im Musée maritime fluvial et portuaire de Rouen (Eigenes Werk. Lizenz: CC-BY-SA.)

Hingegen in Originalgröße ist der Bereich einer Funkkabine aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert dargestellt inklusive einer, im wahrsten Sinne des Wortes, kleinen Kabine für das Bedienpersonal. Liegt dieser Bereich hinter den Besuchern fällt der Blick unmittelbar, wie auch in anderen Bereichen des Museum auf das Skelett eines Wals, welches mittig im Museum, unter dem Dach hängend, über allem thront.

Im Außenbereich sind neben einem kleinen Leinenverbringboot ein Frachtschiff ausgestellt welches innen wie außen besichtigt werden kann. Es zeigt gut die Enge, welche seinerzeit auf den Frachtschiffen üblich war. Der Laderaum wurde komplett entkernt und dient nach einem Umbau als Veranstaltung- und Schulungsraum des Museums.

Dieses kleine Museum hätte meiner Meinung nach sehr viel mehr Aufmerksamkeit verdient da es die maritime Geschichte der Stadt kampakt und eindrucksvoll darstellt.